Was ist die ideale Dämmstoff-Dicke?

Wie dick muss ein Dämmstoff sein, um optimal zu dämmen? Und ist die Dämmdicke für alle Bauteile gleich? Wer sich mit dem Neubau, der Sanierung oder der energetischen Optimierung von Gebäuden beschäftigt, stößt schnell auf diese Fragen. Allerdings lassen diese sich nicht pauschal beantworten, denn die ideale Dämmstoff-Dicke hängt von vielen Faktoren ab: der Einbausituation, den gesetzlichen Vorgaben und den eigenen Ansprüchen. Aber keine Sorge, wir bringen Licht ins Dunkel – Schritt für Schritt.

Wissen 30. Januar 2025

Bauphysikalische Grundlagen: Entscheidend sind Wärmeleitfähigkeit und Dämmleistung eines Dämmstoffs

 

Bevor wir zur „idealen“ Dämmstoff-Dicke kommen, werfen wir zunächst einen Blick auf die Grundlagen, denn die reine Dicke des Dämmstoffs reicht nicht aus, um seine Qualität zu beurteilen. Wirklich aussagekräftig sind stattdessen die Wärmeleitfähigkeit und die Dämmleistung des Dämmstoffes.

Dabei gibt die Wärmeleitfähigkeit λ an, wie gut ein Material Wärme leitet. Je kleiner der Lambda-Wert, desto besser die Dämmwirkung. Die Dämmleistung ergibt sich aus der Kombination von Dämmstoffdicke und Wärmeleitfähigkeit. Als Faustregel gilt: Je größer die Dämmstoff-Dicke und je kleiner die Wärmeleitfähigkeit, desto besser die Dämmwirkung.

 

Die Dämmleistung des Bauteils findet sich in der Summe seiner Komponenten

Ein Bauteil besteht jedoch nicht nur aus der Dämmung, sondern aus mehreren Schichten wie Putz, Ziegel, Beton oder Mineralwolle. Da die Dämmschicht eine besonders geringe Wärmeleitfähigkeit besitzt, ist ihre Wirkung im Vergleich zu allen anderen Baustoffschichten besonders entscheidend. Die Summe aller Schichten ergibt die Gesamtdämmleistung des Bauteils, die durch den sogenannten U-Wert, den Wärmedurchgangskoeffizienten, ausgedrückt wird. Je kleiner dieser ist, desto geringer sind die Wärmeverluste.

 

Welche Anforderungen muss die Dämmung erfüllen?

Um zu wissen, wann eine Dämmung aktuelle Standards erfüllt, braucht man nur einen Blick auf die staatlichen Mindestanforderungen an die energetische Qualität von Gebäuden zu werfen. Diese sind im Gebäudeenergiegesetz (GEG) festgelegt. Die gesetzlichen Anforderungen gelten für:

  1. Neubauten: Bei Neubauten wird die energetische Qualität des gesamten Gebäudes bewertet. Der zulässige Jahres-Primärenergiebedarf, der wesentlich von der Dämmleistung der Gebäudehülle, resultierend aus der Summe der Bauteile abhängt, muss festgelegte Werte
  2. Sanierungen: Besteht das Gebäude bereits und es sollen Änderungen an Bauteilen vorgenommen werden, beziehen sich die Anforderungen auf das zu ändernde Bauteil.

 

Fördermittel motivieren zu energetischem Bauen und Sanieren

Finanzielle Anreize für bewusstes energetisches Bauen und Sanieren bietet die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG). Der Staat bezuschusst umfassende Maßnahmen, die zu einem energetisch hochwertigen Gebäude führen, einem sogenannten Effizienzhaus oder -gebäude (z.B. EH 40 oder EH 55). Gefördert werden Wohn- und Nichtwohngebäude, Neubau oder Komplettsanierung. Aber auch Einzelmaßnahmen wie die energetische Verbesserung einzelner Bauteile sind förderfähig. Die Einhaltung der BEG-Mindestanforderungen – die über die Anforderungen des Gebäudeenergiegesetzes hinaus gehen – ist grundsätzlich freiwillig, doch nur wer sie erfüllt, erhält eine Förderung.

 

Optimierte Dämmung: der Blick aufs Ganze

Wer Dämmmaßnahmen optimiert, geht über die gesetzlichen Mindestanforderungen des GEG hinaus und erfüllt oft auch die Kriterien des BEG. Damit sind solche Maßnahmen nicht nur effizient, sondern in der Regel auch förderfähig. Das Ziel einer optimierten Dämmung ist es, die höchste Effizienz zu erreichen – also das beste Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu erzielen.

Das Prinzip: Energieverluste so stark reduzieren, dass der verbleibende Energiebedarf minimal ist. Dieser geringe Bedarf kann dann durch moderne, effiziente Heiztechnik und die ausschließliche Nutzung erneuerbarer Energien gedeckt werden. Optimierte Dämmmaßnahmen denken nicht nur an den Moment, sondern betrachten das Gebäude über seinen gesamten Lebenszyklus. Sie machen unabhängig von steigenden Energiekosten und sorgen für langfristige Zukunftssicherheit.

 

Was ist nun also die ideale Dämmstoff-Dicke?

Die optimale Dämmstoff-Dicke ist nicht für alle Bauteile gleich. Die Energieverluste über ein Bauteil hängen wesentlich von seiner Dämmleistung (U-Wert), aber auch von seiner Einbausituation ab. So geht über ein Dach, das an kalte Außenluft grenzt, beispielsweise mehr Energie verloren als über gleich gut gedämmte Kellerwände, die vom Erdreich umgeben sind. Nachfolgend drei Beispiele für gedämmte Bauteile mit unterschiedlichen Zielsetzungen:

Dachdämmung (Schrägdach, Mineralwolle)

  • GEG Neubau/Sanierung: ca. 180 bis 240 mm
  • BEG Komplettsanierung: ca. 240 bis 280 mm
  • BEG Einzelmaßnahmen: ca. 280 bis 300 mm
  • Optimiert: bis ca. 400 mm

Außenwanddämmung (von außen, Mineralwolle)

  • GEG Neubau/Sanierung: ca. 120 bis 180 mm
  • BEG Komplettsanierung: ca. 180 bis 240 mm
  • BEG Einzelmaßnahmen: ca. 160 bis 180 mm
  • Optimiert: bis ca. 300 mm

Kelleraußenwand (XPS-Dämmung)

  • GEG Neubau/Sanierung: ca. 100 bis 120 mm
  • BEG Komplettsanierung: ca. 140 bis 180 mm
  • BEG Einzelmaßnahmen: ca. 140 bis 180 mm
  • Optimiert: bis ca. 300 mm

Wie sich zeigt, hängen die Anforderungen an die Dämmstoff-Dicke von der jeweiligen Maßnahme, dem zu dämmenden Bauteil und der angestrebten Förderung ab. Und nicht zu vergessen, auch andere Faktoren bestimmen die Auswahl eines Dämmstoffes: zum Beispiel Schallschutz, Brandschutz, Wohngesundheit und Nachhaltigkeit. Dinge, die entweder gesetzlich geregelt sind oder auch den individuellen Ansprüchen des Bauherrn genügen.

 

Fazit: Die ideale Dämmstoff-Dicke ist projektabhängig

Eine allgemeingültige ideale Dämmstoff-Dicke gibt es daher nicht. Sie hängt von den Anforderungen des Gesetzgebers, der individuellen Einbausituation und den persönlichen Wünschen ab. Fest steht jedoch: Je besser ein Bauteil gedämmt ist, desto weniger Energie geht verloren. Und das zahlt sich langfristig aus. Wer vorausschauend denkt und Maßnahmen optimiert, legt nicht nur den Grundstein für ein behagliches Wohnklima, sondern sichert sich auch Unabhängigkeit und Nachhaltigkeit für die Zukunft. Deshalb sollte immer die bestmögliche Dämmstoff-Dicke angestrebt werden.

Timo Leich
Autor

Timo Leich

Marketing Manager Communications Germany

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